Bericht von der IMM 2017
Mit der Vorstellung unseres Prototypen PoC auf der IMM im dänischen Kerteminde starten wir offiziell unseren Blog zu dem Projekt Grenzgänger. Wir haben uns ganz bewusst für diesen späten Start
des Blogs entschieden, da wir das Fertigungsverfahren und Resultat erst in der Praxis testen wollten.
Auf einem Selbstbauertreffen im Dezember 2016 hat Freddy die Deadline zur Vorstellung des Prototypen festgelegt: Ende Juli 2017 auf der IMM. Seitdem haben wir geschliffen und gespachtelt wie die
Weltmeister. Zum Ende hin hat die Zeit dann doch nicht ganz gereicht. Unsere Seitenrümpfe sind erst einmal lackiert. Schwerter und Ruder haben noch gar keinen Lack gesehen. Die Segel näht Freddy
kurz vorher aus alten Segeln passend für PoC um. Und die letzten Teile der Ruderanlage kleben noch, als wir sie ins Auto packen, so frisch laminiert sind sie.
Nach knapp 9 Stunden mit dem Anhänger kommen wir in Kerteminde an. Wir haben uns vorher viel Gedanken gemacht, wie wir den Mittelrumpf vom Hänger bekommen und alles montieren können, ohne fremde Hilfe zu benötigen. In Realität läuft das ganze dann total easy. Wir montieren Beams und Seitenrümpfe direkt auf dem Anhänger und rollen diesen dann direkt zum Mastkran, den wir selbst bedienen dürfen. Bei einem Gesamtgewicht von 260kg ist das für uns kein Problem.
Beim Aufstellen des Masts regnet es in Strömen. Aber da wir bäuchlings auf den Rümpfen herumrobben, um die Dyneema-Stage zu spannen, gehen wir sowieso davon aus, dass wir früher oder später ins Wasser fallen. Was überraschenderweise nicht passiert.
Mit dem E-Motor bringen wir PoC danach in den Handelshafen, wo sich zur IMM 62 Multihuller versammelt haben werden. Ein wirklich beeindruckendes Bild.
Zum Nachmittag hin sind wir bereit zu unseren Jungfernfahrt: noch im Hafenbecken öffnen wir Fock und Groß (das bei uns durch den A-Mast wie die Fock fliegend gesegelt wird). Vor dem Hafenbecken
machen wir erste kurze Schläge. Es läuft richtig toll. Besonders dass die Ruder so gut und ohne Druck reagieren und die Rümpfe so spurgerade durch das Wasser ziehen, begeistert uns. Die
Geschwindigkeit messen wir nicht. Aber schneller als die Leisure 17 sind wir allemal. Wir werden mutiger und unsere Schläge weiter. Und dann passiert es doch noch: unser Mast, von dem wir sowieso
bereits dachten, dass er wohl etwas zu flexibel ist, macht Probleme. Genauer gesagt rutscht uns die Saling herunter. Die war über einen Klemm-Mechanismus positioniert, der offensichtlich nicht
reicht. Mit einem Schlag haben wir sämtliche Spannung im Rigg verloren. Wir rollen sofort die Segel zusammen. Und stellen dann fest, dass unser kleiner E-Motor uns nicht zurückbringen kann. Wir
haben ihn für die heimischen Baggerseen gekauft. Auf der Ostsee, gegen Wind und Welle, kommt er nicht gegenan. Also Plan B: wir steuern den nahegelegenen Badestrand an und freuen uns schon auf
den langen Fußmarsch zurück zum Hafen. Aber dann kommt doch noch ein Motorboot auf, dem wir zuwinken und dessen Skipper sofort Kurs auf uns nimmt. Wir erklären ihm unsere Situation und der nette
Däne schleppt uns kurzerhand zurück in den Hafen. Eine etwas unrühmliche Rückkehr, aber immerhin: es schwimmt und wir sind gesegelt. Das kann nicht von allen Prototypen gesagt werden.
PoC wird zwei Tage später wieder gesegelt, nachdem wir die Saling geklebt haben. Diesmal kommen wir aus eigener Kraft wieder zurück. Aber wir haben uns bereits entschieden. Der Mast muss weg. Das
Konzept des A-Masts behalten wir bei, aber wir werden ihn komplett neu machen. Freddy hat dazu bereits eine Idee. Ich werde berichten.