57. Nächster Meilenstein erreicht: der Mittelrumpf steht!

Woohoo! Das letzte Wochenende hat uns einen riesigen Schritt weitergebracht. Wir haben unsere selbstgesetzte Deadline tatsächlich einhalten können und am Sonntag in einer Art Gewaltmarsch die Außenschale unseres Mittelrumpfes geflutet. Der Rumpf ist jetzt bereits ausgehärtet und ausgepackt. Damit haben wir - direkt nach der Innenschale - den nächsten großen Meilenstein unseres Projekts erreicht. Wobei sich das „groß“ nicht nur auf die Komplexität bezieht, sondern auch auf die Harzmenge, die wir händeln mussten. 130kg Epoxidharz haben wir angemischt und in das Glasgelege geleitet.

Unser Flutwochenende startet bereits Freitag früh, denn Freddy holt das Epoxidharz persönlich bei unserem Lieferanten ab, damit wir nicht noch auf der letzten Minute wegen Anlieferverzögerungen ohne Harz dastehen.

 

Freitag Abend belegen wir den Rumpf mit Fließhilfe / Lochfolie und bereiten die Übergänge zum Deck mit Platzhaltern vor. Am Samstag muss Freddy dann ohne mich weitermachen, weil ich nach Hannover fahre, um dort meine SRC- und UBI-Prüfung abzulegen. Abends bin ich wieder zurück und helfe beim Abdichten der Vakuumfolie. Gegen 22 Uhr werfen wir testweise zum ersten Mal die Vakuumpumpe an. Da wir immer noch mindestens ein Leck in der Blase vermuten, gehen wir davon aus, dass wir nicht sofort Vakuum erreichen werden. Und so ist es dann auch. Zum in die Blase klettern sind wir da aber schon zu müde. So stellen wir alles ab und nehmen uns vor, Sonntag früh weiter zu machen.

 

 

Sonntag früh um 07 Uhr stehen wir müde vor unserem unschuldig dreinschauendem Mittelrumpf und suchen nach und nach alle pfeifenden Stellen und dichten sie ab. Um 11:30 werden unsere Mühen endlich belohnt und die Anzeige klettert auf -0,45 bar. Meine Misch-Ecke ist vorbereitet. Wir haben uns auf 120 bis 130kg Harz festgelegt und ich gehe davon aus, dass Freddy diese Menge in 10kg- und 5kg-Schritten abrufen wird. Wie beim letzten Mal wird er spontan entscheiden, wo und wann er wie einleiten wird.

 

Acht Flutkanäle haben wir gelegt:

  • Hinten Unten links und rechts
  • Vorne Mitte links und rechts – auf etwa 80cm Höhe
  • Hinten Mitte links und rechts – auf etwa 80cm Höhe
  • Hinten Oben links und rechts – auf etwa 160cm Höhe

Ich bin diesmal massiv aufgeregt und habe totale Angst, dass etwas schief geht. Ich atme die ganze Zeit ganz kontrolliert in meine Atemmaske rein und konzentriere mich auf das Anmischen.

 

Freddy startet mit 2 x 10kg nach Hinten Unten, anschließend 2 x 10kg nach Vorne Mitte. Dann nochmal 2 x 5kg nach Hinten Unten, gefolgt von 2 x 10kg nach Vorne Mitte. Damit sind wir bei 70kg. Die nächsten 2 x 10kg gehen nach Hinten Mitte. Aufgrund der Harzverteilung entscheidet er dann, nochmal 2 x 5kg nach Unten Hinten zu bringen, weitere 2 x 5kg gehen nach Vorne Mitte. Damit haben wir 110kg voll. An diesem Punkt habe ich eine kleine Pause, kann mir das erste Mal anschauen, wie sich der Harz am Rumpf verteilt und drehe auch gleich noch ein paar Kugelhähne zu. Dann entscheidet Freddy, dass es Zeit ist, die oberen Leitungen zu fluten und ich mische nochmal 4 x 5kg an.

 

Wir werfen das Temperiergerät in der Blase an und takten die Temperatur langsam hoch. Wir hatten uns eigentlich darauf gepolt, dass wir immer drauf achten müssen, dass die Blase prall gefüllt ist und regelmäßig nachgepustet werden muss. Wir haben dabei außer Acht gelassen, das sich die Luftmenge bei steigender Temperatur natürlich ausdehnt. Bis uns das auffällt, ist die Blase kurz vorm Platzen. Blöde Physik. Im Laufe der nächsten Stunden takten wir auf 52°C hoch, um die Aushärtung maximal zu beschleunigen. Wir stellen uns drauf ein, bis ca. 2-3 Uhr Wache zu halten.

 

Einige kleine Flächen, die noch nicht vom Harz getränkt worden sind, bleiben unter Beobachtung. Nach und nach füllen sich aber auch hier die Rippen und wir entspannen etwas. Die Oberfläche können wir nachlaminieren, die Rippen sind uns wichtig. Die Gelierphase verläuft unkritisch. Es gibt keine Harzanhäufungen und keine heißen Stellen. Am Bugbrett wird es noch am wärmsten, so dass ich hier bereits mit einem Eimer Wasser bereitstehe, um einzugreifen. Alle 20 bis 25 Minuten drehen wir unsere Runden und schauen, ob alles gut ist.

 

Um kurz vor Mitternacht fahre ich nach Hause. Freddy folgt um 01:30, nachdem er die Vakuumpumpen und das Temperiergerät abgestellt hat.

 

Am nächsten Tag ist die Blase durch die abgekühlte Luft extrem zusammengefallen. Freddy kann es gar nicht abwarten, das Teil endlich aufzuschneiden und rauszureißen. Während er die Stützvorrichtung abmontiert, ziehe ich schon mal die Trennfolien von den Innenwänden ab und lege mir dabei eine neue Frisur zu.

 

Wir sind mit der erreichten Form zufrieden. Bis auf einige Unebenheiten, die sich von der Blase über die Innenschale bis zur Außenschale durchgezogen haben und die von uns mit Aufwand weggespachtelt werden müssen. Aber auch hier haben wir wieder viel gelernt. Der nächste Mittelrumpf würde doch wieder etwas simpler ausgelegt werden, eher torpedoförmig wie die Seitenrümpfe. Wir waren bei der Formengebung des Mittelrumpfes dann doch etwas zu mutig. Aber der Großteil ist gleichmäßig und symmetrisch und vor allem das hintere Unterwasserschiff gefällt uns von der Form sehr gut. Wir schauen uns auch die Übergänge zum Deck an. Die Dreiecksleisten auf der Innenseite haben sehr gut funktioniert und machen einen schönen und gleichmäßigen Übergang. Der äußere Bereich ist allerdings nicht vollständig vom Harz getränkt worden. Ein Nachlaminieren ist hier aber unkritisch und diese Stellen werden sowieso noch nachbearbeitet.

 

Wir werden jetzt die nächsten Tage erstmal etwas abschalten und uns auf andere Dinge konzentrieren. Gleichzeitig können wir es aber nicht erwarten, den Rumpf zu drehen und einmal richtig herum zu betrachten. Außerdem wollen wir wissen, was unser Riesenbaby auf die Waage bringt.

 

Nach dem Fluten, vor dem Auspacken:

 

 

Auspacken:

 

 

Decksübergang und das Innenleben: